Apr 15, 2009
live recording session #104
Mittwoch, 15.04.2009
[timed offdate=”2012mmdd”]
- 21:00 @amann studio
- live stream from 21:15
MANON BANCSICH – Klavier und Innenraumklavier
RENI WEICHSELBAUM – Blockflöte
BERNHARD SCHÖBERL – Gitarre
NIKOLAUS GERSZEWSKI – Komposition/Klavier
“SONATA FOR SOLO PIANO AND TINY INSTRUMENTS” (Ordinary Music Vol.9, revisited 2009)
Die Klänge die virtuell in einem Musikinstrument drin stecken, können niemals nur sie selbst sein. Sie sind einerseits in den Klangstrom des jeweiligen Stückes verwoben, andererseits in einen musikgeschichtlichen Kontext. Sie sind mit Erinnerungen an schon Gehörtes verknüpft, sind selbst das Medium dieser Verknüpfung. Dies gilt besonders für das Pianoforte, besonders dann wenn man auf Präparationen verzichtet und das Instrument ganz einfach “es selbst sein” läßt. Die großen Komponisten haben ihre Fingerabdrücke hinterlassen: jede greifbare Tastenkombination läßt sich zurückverfolgen. So klingt in jeglichem Akkord ein ungeheurer Reichtum an musikalischer Erinnerung mit. Teil “A” der Sonate spielt mit diesem Phänomän. | |||
In Teil “B” tritt die Erinnerung zurück. Die instrumentale Klangfülle reduziert sich auf zweistimmigen Kontrapunkt. Die einzelnen Stimmen kreisen, in kleinen Intervallbewegungen, jeweils um ein tonales Zentrum. Im weiteren Verlauf wird das Farbspektrum durch kleine Instrumente (“tiny Instruments”) erweitert: Melodika, Trommel, Rassel, Cymbal, Triangel, Woodblock. Das Gehör stellt sich um, die Aufmerksamkeit verlagert sich aufs Momentane: die Ausdifferenzierung der Klangqualitäten, am Beispiel einer konstanten melodischen Struktur. Der dritte, “Transition” überschriebenen Teil widmet sich dem Phänomän der Konsistenz von Klangmasse: Cluster und chromatische Läufe in allen Lagen, in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, Lautstärken und Dämpfungsgraden (mittels beider Pedale, sowie eines auf den Saiten ausgebreiteten Tuches). Die “Reprise” schließlich kehrt zurück zum anfänglichen Akkordschema. Die musikalische Erinnerung wird reaktiviert: jetzt vor dem Hintergrund des eben Gehörten. “ORDINARY MUSIC VOL.15, FOR ANY SOUND SOURCES” (2008) In der Diagrammpartitur sind ganz elementare Klangphänomäne verzeichnet: ein Pfeifen, ein Rauschen, ein gleichmäßiges Pochen, ein Arpeggio, ein Tremolo, ein Triller, ein gesprochenes Wort, ein Crescendo, ein Diminuendo, ein kleines und ein großes Intervall, ein Gongschlag, ein Glissando… Die Musiker gehen jeder für sich, mit ruhiger Hand, einer Beschäftigung nach: sie stellen Klangobjekte her, die an und für sich ästhetisch indifferent sind. Sie könnten auch Nebenprodukt einer Tätigkeit von ganz anderer Zweckbestimmung sein… |
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BIOS MANON BANCSICH Klavierstudium seit 2003 in Wien bei Manfred Wagner-Artzt und Johannes Marian. Schwerpunkt Improvisation und neue Musikströmungen. Jänner 2008 Abschluss des Bakkalaureatsstudiums mit Auszeichnung. Herbst 2008 Auslandssemester an der Sibeliusakademie in Helsinki bei Annikka Kontorri-Gustafsson. Intensive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Spielarten der neuen Musik: Improvisationen, Erstellung von Improvisationskonzepten, Spielen von komponierter Musik… Mitglied der Helikopter (Improvisationsensemble). Geplante Projekte: Außerdem Studium der Musikerziehung und der Mathematik, private Tätigkeit als Klavierlehrerin in Wien. RENI WEICHSELBAUM BERNHARD SCHÖBERL Studien an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien und der Norwegian Academy of Music in Oslo. Konzerte in Österreich, Deutschland, Norwegen, Ungarn bei Festivals wie Wien Modern, Donaueschinger Musiktage, Klangspuren Schwaz, Budapesti Öszi Fesztivál oder dem V:NM-Festival. Zusammenarbeit mit dem SWR-Sinfonieorchester und dem Mitteleuropäischen Kammerorchester. Initiator der Konzertreihe ‚das kleine symposion’, Mitveranstalter der Reihe ‚velak_rec’. Unterrichtstätigkeit an der Musikschule Pulkautal in Niederösterreich. NIKOLAUS GERSZEWSKI CD: „Ordinary Music Vol.3, for String-Trio & Doublebass“, auf Creative Sources Rec.. „Ordinary Music“ wird u.a. aufgeführt von den Ensembles: „Eis“ (Wien), „Lemur“ (Norwegen), „Nelly Boyd-Kreis“ (Hamburg), „Variable Geometric Orchestra“ (Lissabon), „Acros Percussion Collective“ (USA), „soNU“ (USA). Die „Diagrammnotation“ entwickelt sich aus der Praxis musikalischer Improvisation. „Ordinary Music“ entsteht vor Allem aus der Bewegung (quasi musikalisch-gymnastischer Übung). Mittels der Diagramme soll eine Aufmerksamkeit hergestellt werden für jeweils bestimmte Qualitäten der Resonanz. Tonhöhen, Dauern und zeitliche Aufeinanderfolge der Ereignisse bleiben dabei mehr oder weniger indeterminiert. |
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