Oct 4, 2013
Werner Reiterer – GHOSTTRAIN
Ein permanentes Kunst am Bau Projekt für die Kölner Verkehrsbetriebe,
U-Bahn Station „Heumarkt“ – nun eröffnet: tv-stream Lokalzeit WDR
Technische Realisation: Thomas Sandri & inSynergie
Field recordings & sound design: Amann Studios
IDEE & KONZEPT
GHOSTTRAIN
Ein imaginärer Geisterzug für die U-Bahn Köln / Station Heumarkt Werner Reiterer
Der Nord – Süd Stadtbahn Köln wird auf rein akustischer Ebene in der Station Heumarkt ein Geisterzug implantiert, der mit überhöhter Geschwindigkeit ohne Stop die unterirdische Schienenstrecke befährt. Mobilität und Geschwindigkeit wird in unserer Zeit groß geschrieben, baut doch das gesamte wirtschaftliche wie gesellschaftliche System auf diese Faktoren auf. Öffentlichen Verkehrsbetrieben fällt in der Bereitstellung funktioneller und effizienter kollektiver Mobilität wohl die wichtigste Rolle zu. Umso dringlicher und schlüssiger erscheint es eben deshalb, diese Thematik genau hier in Form eines künstlerischen Projektes zu diskutieren. Ein Geisterzug „spiegelt“ auf ephemere Weise alle zentralen Faktoren von Mobilität wider. Rastlos fährt er im Kreis, er genügt sich selbst – stellt quasi die pure Mobilität dar,
ist in einer Möbiusschleife gefangen und kennt keine Haltestellen. Er simuliert „substanzlose Realität“ indem seine Präsenz für die Fahrgäste eine rein akustische und zeitlich sehr, sehr kurze ist. Er existiert und bewegt sich über Mundpropaganda der Fahrgäste fort, hat keinen physischen Aufenthaltsort und will man ihn „sehen“, muß man auf
ihn warten, oder fährt ihm mit der Stadtbahn hinterher, dem zeitgeistigen Phantom permanenter Mobilität.
ORT DES PROJEKTES
Nord-Süd Stadtbahn Köln, Station HEUMARKT, Linie 5, Gleis 2
DURCHFAHRTFREQUENZ UND FAHRZEIT DES GHOSTTRAIN
Der „Zug“ fährt in der Station Heumarkt täglich zwischen 20 und 24 Uhr einmal durch. Die genaue Durchfahrtszeit wird per Zufallsgenerator bestimmt, d.h. es ist für Fahrgäste nur möglich den GHOSTTRAIN per Zufall zu erleben. Als imaginärer Zug ist er softwaremäßig gegenüber allen anderen möglichen Ereignissen nachrangig definiert.
D.h. der „Zug“ wird in der Stationen nur durchfahren, wenn alle anderen möglichen Ereignisse, die einer Durchfahrt hinderlich wären nicht gegeben sind (z.b. ein realer Zug befindet sich gerade in der Station).
ABWICKLUNG DES GHOSTTRAIN IN DER STATION HEUMARKT
Die Arbeit wird für die wartenden Fahrgäste akustisch und visuell am Bahnsteig wie folgt erlebbar:
1. Auf der Zugzielanzeige des Bahnsteiges erscheint die textliche Ankündigung: ACHTUNG! SONDERZUG! *
2. Wenige Sekunden vor dem Eintreffen des Sonderzuges erfolgt die akustische Durchsage über die Lautsprecher-
anlage der KVB mit dem Text: NÄCHSTER ZUG SONDERZUG! BITTE NICHT EINSTEIGEN!
3. Das Soundfile eines durchfahrenden Zuges in realer Lautstärke wird über Lautsprecher eingespielt.
4. Nach der Durchfahrt aktualisiert die Zugzielanzeige ihren Text und zeigt das Fahrziel des nächsten Zuges an.
KONSTRUKTION
In der Station Heumarkt, an der vorläufigen Endstelle der Linie 5 (Gleis 2), sind insgesamt 28 Laustprecher an der Bordsteinunterkante des Bahnsteiges montiert, die den GHOSTTRAIN akustisch wieder geben. Diese, für die Fahrgäste nicht sichtbaren Lautsprecher, sind über die ganze Bahnsteiglänge so angeordnet, wie sie bei der Aufnahme des Zuges im Original über 28 Mikrophone gegeben war. Der Betrieb des GHOSTTRAIN ist vollautomatisiert.
STEUERUNG DES GHOST TRAIN
Der GHOSTTRAIN wird über das Mobile Fahrgastinformationssystem (MOFIS-Ariane) der KVB gesteuert. Dabei ermittelt Ariane täglich in der Zeit zwischen 20 und 24 Uhr einmalig, einen zufälligen Zeitpunkt, zu dem der Geisterzug gestartet wird. Damit ist sicher gestellt, dass die Durchfahrt nur dann erfolgt, wenn sich kein regulärer Zug in der Station befindet.
Setting up the Installation
CREDITS ZUR ABBILDUNG
Werner Reiterer
GHOSTTRAIN
2010, Bleistift auf Papier, 41,8 x 29,6 cm © KVB, Köln
* Weiters erscheint auf der Anzeige eine Zeitangabe in wie vielen Minuten der Sonderzug kommen wird.